Verblendet

Was jetzt gebraucht wird, ist nicht Einheit, sondern die Ausformulierung der vorhandenen Differenzen… Ohne die DDR als basisdemokratische Alternative zu der von der Deutschen Bank unterhaltenen Demokratie der BRD wird Europa eine Filiale der USA sein. (Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen, 1992, S. 425 f.)

Die Tragödie des Sozialismus

Das Dogma von der führenden Rolle der Staatspartei in allen Bereichen hat zur Stagnation in allen Bereichen geführt, zum Prinzip der negativen Auslese: Gesinnung vor Leistung, Sicherheit vor Produktion, zur Diktatur der Inkompetenz… Die Tragödie des Sozialismus ist die Trennung von Wissen und Macht. (Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen, 1992,…

Requiem auf den Sozialismus

Ein andres Requiem auf das sozialistische Experiment in Osteuropa hat Äschylos geschrieben: So sprach der Adler, als er an dem Pfeil / Der ihn durchbohrte, das Gefieder sah: / So sind wir keinem anderen erlegen / Als unsrer eigenen Schwinge. (Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen, 1992, S. 366)

Der real existierende Sozialismus

Am besten beschreibt den „real existierenden“ Sozialismus der Kafkatext DAS STADTWAPPEN. Kein Staat kann eine Bevölkerung gegen ihren Willen mehr als eine Generation lang in einen Wartesaal sperren, wo man die Züge auf dem Bildschirm vorbeifahren sieht, in die man nicht einsteigen darf. (Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen, 1992, S….

Moment of Truth

Der Augenblick der Wahrheit wenn im Spiegel Das Feindbild auftaucht. (Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen, 1992, S. 362)

Schlauer als der Autor

Der Text wußte mehr als der Autor. (Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen, 1992, S. 352)

Zivilisation der Stellvertretung

Die RAF war damals nicht nur für mich das interessanteste Material aus dem Westen. Die Möglichkeit einer Renaissance des Faschismus in der Bundesrepublik war schon Brechts „Wildente“ gewesen. So konnte man die DDR aushalten. Die Überreaktion des westdeutschen Staatsapparats auf den bewaffneten Kampf einer verschwindenden Minderheit nährte diese Furcht/Hoffnung. Das gehörte zur Situation des Kalten…

Was in der Planwirtschaft verschwindet

… das Verschwinden der individuellen Physiognomie in der Planwirtschaft. (Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen, 1992, S. 303)

Verhör eines Kriminellen und eines Intellektuellen

Ein Chef der Spezialeinheit von Scotland Yard beschreibt in seinen Erinnerungen, wie er Klaus Fuchs verhört hat. Sie wußten Bescheid über ihn, konnten ihm aber nichts nachweisen. Beim zweiten Verhör haben sie ihn gekriegt, durch eine ganz einfache Methode. Der Chef der Spezialeinheit beschreibt das so: Wenn man einem Kriminellen etwas vorwirft, was nicht stimmt,…

Das schlechte Neue gegen das bequeme Alte

Als Hermlin im Zentralkomitee nach meinem Stück fragte, war die empörte Antwort, daß die DDR bei mir als Diktatur dargestellt würde. Hermlin sagte: „Das verstehe ich nicht, wir haben doch die Diktatur des Proletariats“. Das war auch in meinem Denken: eine Diktatur um den Preis des Aufbaus einer neuen Ordnung, die vielleicht noch entwickelbar ist,…

Was die DDR legitimierte

Dieses Parteiergreifen für die DDR hing mit Brecht zusammen, Brecht war die Legitimation, warum man für die DDR sein konnte. Das war ganz wichtig. Weil Brecht da war, mußte man dableiben. Damit gab es einen Grund, das System grundsätzlich zu akzeptieren. Ein Beweis für die Überlegenheit des Systems war die bessere Literatur, Brecht, Seghers, Scholochow,…