Schönheit, Lust, Seele, Küche

Ein flüchtiger Blick eröffnete sich ihm auf die Küche, in der Schönheit, Lust, Seele gemacht wird. (Heinrich Mann, Professor Unrat, 1987, S. 74)

Tote und lebendige Gedanken

Denn mit den Gedanken ist es eine eigene Sache. Sie sind oft nicht mehr als Zufälligkeiten, die wieder vergehen, ohne Spuren hinterlassen zu haben, und die Gedanken haben ihre Toten und ihre lebendigen Zeiten. Man kann eine geniale Erkenntnis haben, und sie verblüht dennoch, langsam, unter unseren Händen, wie eine Blume. Die Form bleibt, aber…

Wenn Seelen versetzt werden

Es war irgend etwas in ihm anders geworden, …, und seine Seele war gleichsam in ein anderes Land versetzt, wo sie ängstlich und unheimisch umherflatterte und noch keine Rastplätze kannte. (Hermann Hesse, Unterm Rad, 57. Aufl. 2020. S. 87 f.)

Kultur und Zivilisation: Grieche und Römer

[J]ede Kultur hat ihre eigne Zivilisation. Zum ersten Male werden hier die beiden Worte … in periodischem Sinne, als Ausdrücke für ein strenges und notwendiges organisches Nacheinander gefaßt. Damit erst wird man den Römer als den Nachfolger des Hellenen verstehen… Griechische Seele und römischer Intellekt – das ist es. So unterscheiden sich Kultur und Zivilisation. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1998,…

Der Druck des Nichts

[B]ekanntlich erzeugt kein Ding auf Erden einen solchen Druck auf die menschliche Seele als das Nichts. (Stefan Zweig, Schachnovelle, 2020, S. 29)

Auf die Seele warten

Als man dann wenigstens einmal… auf dem Flusse… mit der Strömung fahren konnte und gut vorankam, wollten plötzlich die Indianer nicht weiter: Ihre Seelen seien noch nicht nachgekommen, sie müssten warten. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 216)

Das ist geisteskrank!

Der kranke Geist erregt nicht Mitleid wie der kranke Körper, sondern Furcht und Abneigung. (Jakob Wassermann, Joseph Kerkhovens dritte Existenz, 1989, S. 236)

Makulatur der Seele

Wenn mein Zimmer voll Rauch und Qualm ist, kann ich die Fenster aufmachen und den Stank abziehen lassen. Wenn aber das ganze Leben davon bedeckt ist, Vergangenheit und Zukunft, das Herz, der Geist, die Phantasie, und wenn man sich außerdem noch sagen muß: Du hast nichts dagegen getan, hast keine Vorkehrungen getroffen, hast ruhig zugesehen,…

Bild und Idee

„Aber was war es denn, was die Kunst dir gebracht und bedeutet hat?“ „Es war die Überwindung der Vergänglichkeit. Ich sah, daß aus dem Narrenspiel und Totentanz des Menschenlebens etwas übrigblieb und überdauerte: die Kunstwerke. Auch sie vergehen ja wohl irgendeinmal, sie verbrennen oder verderben oder werden wieder zerschlagen. Aber immerhin überdauern sie manches Menschenleben…

Seine Seele nähren

Er hatte auch die Erfahrung gemacht, daß geistige Menschen bei den andern eine gewisse wunderliche Art von Anstoß und Widerwillen erregen, daß man sie zwar aus der Ferne schätzt und in Notfällen in Anspruch nimmt, sie aber keineswegs liebt und als seinesgleichen empfindet, ihnen vielmehr ausweicht. Auch das hatte er erfahren, daß überkommene oder frei…

Mensch und Gott

[U]nsre Bestimmung ist, die Gegensätze richtig zu erkennen, erstens nämlich als Gegensätze, dann aber als die Pole einer Einheit. So ist es auch mit dem Glasperlenspiel. Die Künstlernaturen sind in dies Spiel verliebt, weil man darin phantasieren kann; die strengen Fachwissenschaftler verachten es – und auch manche Musiker tun es –, weil ihm jener Grad…

Der Ruhm der Menschenseele

„Herr, was tust du?“ In solchen Fällen erfolgt keine Antwort. Aber der Ruhm der Menschenseele ist es, daß sie durch dieses Schweigen nicht an Gott irre wird, sondern die Majestät des Unbegreiflichen zu erfassen und daran zu wachsen vermag. (Thomas Mann, Joseph und seine Brüder I: Die Geschichten Jaakobs, S. 387 [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter…

Kultur und Zivilisation: Seele und Geist

In allen Zivilisationen wird ein durchseeltes Sein von einem durchgeistigten abgelöst… Was sie zum Ausdruck bringen, ist verschieden, daß sie es so zum Ausdruck bringen, kennzeichnet sie als „gleichzeitig“. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1998, S. 457)

Leib und Seele: Aristoteles und Goethe

„Seele“ – das war für den echten Hellenen zuletzt die Form seines Leibes. So hat Aristoteles sie definiert. „Leib“ – das war für den faustischen Menschen das Gefäß der Seele. So empfand Goethe. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1998, S. 331)