Tote und lebendige Gedanken

Denn mit den Gedanken ist es eine eigene Sache. Sie sind oft nicht mehr als Zufälligkeiten, die wieder vergehen, ohne Spuren hinterlassen zu haben, und die Gedanken haben ihre Toten und ihre lebendigen Zeiten. Man kann eine geniale Erkenntnis haben, und sie verblüht dennoch, langsam, unter unseren Händen, wie eine Blume. Die Form bleibt, aber…

Das Geheimnis des Glücks

[M]ein Glück bestand tatsächlich aus dem gleichen Geheimnis wie das Glück der Träume, es bestand aus der Freiheit, alles irgend Erdenkliche gleichzeitig zu erleben, Außen und Innen spielend zu vertauschen, Zeit und Raum wie Kulissen zu verschieben… [S]o riefen wir das Gewesene, das Zukünftige, das Erdichtete schöpferisch in den gegenwärtigen Augenblick. (Hermann Hesse, Die Morgenlandfahrt, 20….

Reine Gegenwart

Die… reine Gegenwart… stellt eine Verneinung der Zeit (der Richtung) dar. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1998, S. 11)

Fugen der Zeit

Die Zeit ist aus den Fugen: Schmach und Gram, Dass ich zur Welt, sie einzurichten, kam! (William Shakespeare, Hamlet, übers. v. August Wilhelm Schlegel, Erster Akt, Fünfte Szene)

We Think Too Much and Feel Too Little!

Es braucht viel mehr Zeit, die Dinge zu empfinden, sie bis auf den Grund durchzuempfinden, als sie gedanklich zu durchdringen, sie ganz und gar zu durchdringen, wenngleich auch das nicht wenig Zeit braucht. Und dennoch: “We think too much and feel too little!” (Charlie Chaplin, The Great Dictator) (Georg Neureither)

Über die Zeit, über die Generationen

Zitat des Tages: „Der Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG … kann eine objektivrechtliche Schutzverpflichtung auch in Bezug auf künftige Generationen begründen… Das Grundgesetz verpflichtet unter bestimmten Voraussetzungen zur Sicherung grundrechtsgeschützter Freiheit über die Zeit und zur verhältnismäßigen Verteilung von Freiheitschancen über die Generationen. Subjektivrechtlich schützen…

Keine Zeit haben

Sie litten alle unter der Angst, keine Zeit für alles zu haben, und wußten nicht, daß Zeit haben nichts anderes heißt, als keine Zeit für alles zu haben. (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, II Aus dem Nachlaß, 1987, S. 1055)

Zu spät

… unerfreulich, wie es Gedanken, die uns die Dinge zu spät erkennen lassen, immer sind… (Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Der Leopard, 32. Aufl. 2019, S. 127)

Schauerlich

Es war eine der Begegnungen, bei denen beide Seiten meinten, ihre Würde nur auf Kosten der anderen wahren zu können. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 333)

Beides Entdecker: Lehrer und Schüler

Die Schüler müssen entdecken lernen. Vor allem ihre eigene Art des Sehens und ihre Geschwindigkeit, jeder für sich… Schlechte Schulen… hindern jeden daran, mehr zu sehen als der Lehrer… Die Lehrer dürfen nicht nur Lehrer, sondern müssen auch Entdecker sein. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 329)

Sandarbeit

… Sandarbeit… (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 325)

Schreiben: ein perpetuum mobile und mehr

Schreiben war mühselig, aber wie eine Schiffsreise: es erzeugte die Kräfte und Hoffnungen, die es erforderte, selbst, und sie reichten auch noch für das sonstige Leben. Wer ein Buch zu schreiben hatte, konnte nicht auf Dauer verzweifelt sein. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 269 f.)

First Things First!

Auge und Gehirn waren immer noch mit allem möglichen beschäftigt, nur nicht mit seinem Leiden. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 251)

Der Brunnen der Vergangenheit

Wo die Menschen sich nichts aufschrieben, war Vergangenheit nicht harmlos. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 240)

Frieden: eine Frage der Geschwindigkeit

…, daß Frieden überall dort entstand, wo man nicht schnell, sondern langsam aufeinander zuging. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 226)

Die Zeit des Kommandanten

Ein Commander war wie ein Arzt: der Gesunde war ihm am liebsten, aber die meiste Zeit mußte er für den Kranken aufbringen, je kränker, desto länger. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 221 f.)

Dummheit und Klugheit: eine Frage des Wartens

Ich habe gelernt, immer so lange dumm auszusehen, bis ich klug bin. Oder bis die anderen noch dümmer aussehen als ich. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 221)