Wir verstehen nur, was wir verstanden haben

Thomas Mann forderte von seinen Lesern, den „Zauberberg“ zweimal zu lesen. Warum? Beim ersten Lesen steht das Narrative ganz im Vordergrund: Die erzählte Geschichte muss zuallererst verstanden werden. Rückbezüge, Vorverweise, Strukturen, Muster usw. werden erst später bewusst: Die Ordnung des Textes entdeckt man – und seine Schönheit – meist erst im zweiten Lesedurchgang. In den Worten Thomas Manns: „Man kann den musikalisch-ideellen Beziehungskomplex, den er bildet, erst richtig durchschauen, wenn man seine Thematik schon kennt und imstande ist, das symbolisch spielende Formelwort nicht nur rückwärts, sondern auch vorwärts zu deuten.“ (Thomas Mann, On Myself, in: Über mich selbst – Autobiographische Schriften, S. 51 ff. [80] [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, 1983])

(Georg Neureither)

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