Die Rolle des Lebens

… ein Mensch wie so viele, ein Mensch, der sich selbst überforderte. Mit dem Ergebnis: er lebte nicht, er spielte eine Rolle, die er sich selbst glaubte, schuldig zu sein. Daher das schlechte Gewissen, das lebenslängliche Gefühl, etwas schuldig zu bleiben, das haben ja alle Leute, die sich selbst nicht annehmen… Wir alle wissen ja so genau, …, wie wir sein sollten: bis wir nicht mehr wissen, wer wir sind. Das heißt: bis wir überhaupt keine Wirklichkeit mehr sind. Weil wir unsere Wirklichkeit nicht annehmen.

(Max Frisch, Rip van Winkle, in: Herr Biedermann und die Brandstifter, Rip van Winkle – Zwei Hörspiele, 1980, S. 57 ff. [102 f.])

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