Was wir den Wissenschaftlern heute klarmachen müssen, daß wir ihnen nicht die und die Ansichten vorschreiben, privat, daß wir sie deshalb ausbooten, sondern daß wir von ihnen eine strikte Trennung zwischen ihren subjektiven Ansichten und ihrer objektiven Arbeit fordern müssen. Weil eine moderne Atompolitik nur auf der Grundlage einer wertungsfreien Arbeit möglich ist. Wie in jedem Industrieunternehmen, so auch in einem modernen Staat. Wir müssen herausfinden, ob der Mann die erstaunlichen politischen und moralischen Ansichten in seine Arbeit als Physiker und Regierungsberater eingemischt hat. Die subjektiven Ansichten eines Physikers, so extrem sie sein mögen, sind seine Privatsache, solange sie in seiner objektiven Arbeit nicht erscheinen. Diese Trennung berührt die Prinzipien unserer Demokratie.
(Heinar Kipphardt, In der Sache J. Robert Oppenheimer, 46. Aufl. 2023, S. 48)