Präzision des Schweigens

Die wahre Wahrheit zwischen zwei Menschen kann nicht ausgesprochen werden. (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, I Erstes und Zweites Buch, 1987, S. 504)

Zwei Geistesverfassungen

Es gibt also in Wirklichkeit zwei Geistesverfassungen, die einander nicht nur bekämpfen, sondern die gewöhnlich, was schlimmer ist, nebeneinander bestehen, ohne ein Wort zu wechseln, außer daß sie sich gegenseitig versichern, sie seien beide wünschenswert, jede auf ihrem Platz. Die eine begnügt sich damit, genau zu sein, und hält sich an die Tatsachen; die andere…

Die Leiden des Forschers

Es ist gar nicht richtig, daß der Forscher der Wahrheit nachstellt, sie stellt ihm nach. Er erleidet sie. (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, I Erstes und Zweites Buch, 1987, S. 215)

Der beste Gedanke

Ich habe einen Gedanken gefunden, …, den du wieder für Scherz oder für Narrheit halten wirst, der aber mein bester Gedanke ist. Er heißt: von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit läßt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken…

Wenn wahres Wissen schwindet

… Märchen…, wie die Menschen sie sich ausdenken, wenn das wahre Wissen schwindet. (J. R. R. Tolkien, Der Herr der Ringe, 5. Aufl. 2001, S. 470)

Gut beraten!

Wer mich entbehren kann, wird Wahrheit für mich haben. (Friedrich Schiller, Don Karlos, 2009, V. 2850 f.)

Leben oder Tod?

Der Mensch, der glaubt, sein (oder sein eigenes?) Leben zu kennen, kennt in Wirklichkeit nur seinen (oder seinen eigenen?) Tod. (Antonio Tabucchi, Indisches Nachtstück, 5. Aufl. 1998, S. 106)

Was hinter den Worten und Taten ist

… das Innere der Welt und alles Letzte, was hinter den Worten und Taten ist …, war dies: Komik und Elend – Komik und Elend. (Thomas Mann, Frühe Erzählungen – Tonio Kröger, S. 273 ff. [292] [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, 1981])

Die Rolle des Lebens

… ein Mensch wie so viele, ein Mensch, der sich selbst überforderte. Mit dem Ergebnis: er lebte nicht, er spielte eine Rolle, die er sich selbst glaubte, schuldig zu sein. Daher das schlechte Gewissen, das lebenslängliche Gefühl, etwas schuldig zu bleiben, das haben ja alle Leute, die sich selbst nicht annehmen… Wir alle wissen ja…

Der ganze Mensch

Wenn Sie einem Menschen bloß die Taten glauben, die er wirklich getan hat, …, dann werden Sie ihn niemals kennenlernen… Als ob … all die Taten, die ungeschehen bleiben in unserem Leben, nicht auch zur Wahrheit unseres Lebens gehören… (Max Frisch, Rip van Winkle, in: Herr Biedermann und die Brandstifter, Rip van Winkle – Zwei Hörspiele,…

Eine wahre Tragödie!

Seine wahre Tragödie, merkte er nun, lag darin, dass er unfähig war, seine Kenntnis einer anderen Welt, einer Welt jenseits Unwissenheit und Vergänglichkeit, jenseits Lachen und Weinen, den anderen mitzuteilen. (Henry Miller, Das Lächeln am Fuße der Leiter, 33. Aufl. 2019, S. 67)

Erkenntnis im Verzicht

Nun weiß ich, wer ich bin, was ich bin und was ich tun muss. Das ist die Wirklichkeit… Fraglich war nicht die Richtung, in der er aufbrechen… sollte, fraglicher war… Er versuchte, es sich selbst in sehr, sehr einfachen Worten zu erklären. War es nicht vielleicht so, dass er sich sehr wohl befand, so wie…