Italienisch, Deutsch, Latein

Ich habe verstanden, ich habe bereits ein wenig verstanden, wie das Italienische geht. Das Italienische geht vollkommen anders als das Deutsche. Es ist ein Geben und Anbieten von Sätzen, die der Gegenüber dann wieder zurückgibt. Was der eine sagt, greift der andere auf, dreht es um eine Nuance und sagt dann den Satz leicht verändert…

Fragenasymmetrie

Kaum jemand fragt mich etwas sehr Privates oder gar Intimes, während ich mit meinen Gesprächspartnern rasch in die Untiefen ihrer Psyche gerate. Warum aber fragt mich kaum jemand? Warum nicht?! (Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens, 19. Aufl. 2011, S. 365)

Das Gesamtwerk

Mein tägliches Notieren von neuen und seltsamen Worten aus meiner Umgebung machte zusammen mit dem Abschreiben von merkwürdigen oder gar schönen Stellen aus den Büchern ein unentwegt schreibendes Kind aus mir, das freilich keinen einzigen Satz aufschrieb, den es sich selbst ausgedacht hatte. Ich schrieb also ab, ich exzerpierte und ich kombinierte meine jeden Tag…

Waldesruh

… die mächtige Andachtsstille der Wälder. (Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens, 19. Aufl. 2011, S. 154)

Backes

… Backes… (Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens, 19. Aufl. 2011, S. 149)

Aufbewahrungsanstalt

… Aufbewahrungsanstalt… (Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens, 19. Aufl. 2011, S. 138)

Ernst des Lebens

… was sollte ich mit der Schule und dem sogenannten „Ernst des Lebens“ anfangen…, mir genügte zum Leben das Klavier und den Ernst konnte man sich ganz schenken, für mich jedenfalls taugte er nicht. (Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens, 19. Aufl. 2011, S. 100)

Vertrautheit Tag und Nacht

Wir wissen sehr wohl, mit welcher Vertrautheit wir uns durch den Tag bewegen, aber nachts bewegt sich der Tag mit der gleichen Vertrautheit durch uns… (Inger Christensen, zit. n. Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens, 19. Aufl. 2011, S. 5)

Schreiben als Notwehr

Mein Schreiben und Arbeiten ist als eine Notwehr … entstanden. (Hanns-Josef Ortheil, Das Kind, das nicht fragte, 6. Aufl. 2014, S. 396)

Deutschlands kultiviertes Unwohlsein

Wenn ich … an Deutschland denke, sehe ich ein Land der Quiz- und Kochsendungen, der überdrehten, wichtigtuerisch vorgetragenen Wetterberichte und der sich täglich ins Kleinste verlaufenden politischen und ökonomischen Kommentare, die ein immerwährendes Unwohlsein verbreiten und dieses Unwohlsein kultivieren. (Hanns-Josef Ortheil, Das Kind, das nicht fragte, 6. Aufl. 2014, S. 331)

Das eingebrannte Zeichen des einzigen, winzigen Pfirsichs

… schon ein einziger, winziger Pfirsich, den ein älterer Bruder einmal langsam durchschnitten und geteilt hat, ohne ihn dann wirklich mit dem jüngeren Bruder zu teilen, kann ein Leben vergiftendes Zeichen sein, dass sich tief eingebrannt hat. Eingebrannte Details sind Zeichen, die man sich ein Leben lang merkt. In Momenten von Traurigkeit treten sie geradezu inflationär auf…

Das erotische Moment der Lehre

… so manches zeigen und dabei genießen zu dürfen, wie ein junger Mensch die großen Lebensthemen zum ersten Mal erkennt und begreift. (Hanns-Josef Ortheil, Das Kind, das nicht fragte, 6. Aufl. 2014, S. 303)