Schneller altern

Am schnellsten altert, was um jeden Preis modern sein will. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 74)

Amor amoris

Solange er liebt und geliebt werden will, kann sich der Liebende nicht so zeigen, wie er wirklich ist, und sieht auch den anderen nicht, wie er ist – sieht statt dessen ein selbstgeschaffenes Idol, das er mit allen Vorzügen ausstattet und das er vergöttert. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 72)

Im Reich der Empfindungen

Im Reich der Empfindungen ist das Wirkliche vom Eingebildeten nicht zu trennen. Und wenn es genügt, sich einzubilden, daß man liebt, um zu lieben, so genügt es auch, sich zu sagen, man bilde sich nur ein zu lieben, wenn man liebt, um sogleich etwas weniger zu lieben, ja, sich etwas von dem Geliebten zu lösen…

Verschiedener von mir

Nichts kann verschiedener von mir selbst sein als ich selbst. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 70) 

Kummer, Verzweiflung

Wenn mit der Zeit die geliehenen Gewänder nach und nach abgetragen sind, tritt eines Tages das wahre Wesen wieder hervor; und wer sich in jenes Blendwerk verliebt hatte, drückt nichts als den Aufputz gegen sein Herz, eine Erinnerung … Kummer, Verzweiflung. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 70)

Wer liebt, lügt

Unwillkürlich, unbewußt formt sich das Wesen von zweien, die sich lieben, nach den Erwartungen des anderen, sucht jeder der beiden Liebenden dem Idol zu gleichen, dessen er im Herzen des anderen ansichtig wird… Wer wirklich liebt, kann nicht mehr aufrichtig sein. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 69) 

Amor parentis

Die Gefühle für unsere Erzeuger gehören zu den Dingen, über die man sich besser nicht allzusehr den Kopf zerbricht. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 57)

Heute ein König!

Herausforderung des Schicksals? Egal. Jetzt fühlt er sich wie ein König. Was kostet die Welt? (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 57)

Literat ja, Romancier nein

Sie haben alle Tugenden des Literaten: Sie sind eitel, scheinheilig, ehrgeizig, wendig, egoistisch… Aber einen guten Romancier werden Sie nie abgeben… Weil Sie nie zuhören. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 48)

Imago patris

Nicht zu wissen, wer der Vater ist, erlöst von der Angst, dem Vater zu gleichen. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 7)

Der erste Diebstahl ist der schwierigste

„Daß für den ersten Diebstahl noch ein Entschluß erforderlich ist, man zu den folgenden aber ganz leicht verleitet wird, wenn erst der Präzedenzfall geschaffen ist. Alles, was dann kommt, ist nur noch ein Sichtreibenlassen…“. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 352)