Verkneipte Semester

Ich erinnerte mich an Beamte meiner Vaterstadt, alte, würdige Herren, welche an den Erinnerungen ihrer verkneipten Semester hingen wie an Andenken eines seligen Paradieses und mit der entschwundenen „Freiheit“ ihrer Studentenjahre einen Kultus trieben, wie ihn sonst etwa Dichter oder andere Romantiker der Kindheit widmen. Überall dasselbe! Überall suchten sie die „Freiheit“ und das „Glück“…

Verweile doch!

Manche Sachen, die sollten bleiben, wie sie sind. Man sollte sie in einen großen Glaskasten stecken können und sie einfach so lassen. (J. D. Salinger, Der Fänger im Roggen, 24. Aufl. 2024, S. 159)

Selektiv erinnern!

Du mußt etwas von meiner Philosophie annehmen! Denke nur an die Vergangenheit, wenn die Erinnerungen dir Freude bereiten. (Jane Austen, Stolz und Vorurteil, 1985, S. 381)

Ganz hübsch sitzenlassen

Ich gratuliere…; nächst einer Heirat ist es für ein junges Mädchen doch das schönste, dann und wann unglücklich zu lieben. Es schenkt ihr eine Erinnerung und zeichnet sie in gewisser Weise unter ihren Freundinnen aus. Wann bist denn du an der Reihe? … Die Zeit ist günstig für dich. In Meryton sind Offiziere genug, um…

Erinnerung, nicht Erlebnis

[E]s war ihm nur um den Besitz der Erinnerung zu tun. (Robert Musil, Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, 70. Aufl. 2019, S. 71)

Nichtlinearität

Die Zeit verläuft nicht linear, ebenso wenig die Erinnerungen. Man erinnert sich immer stärker an das, was einem gerade emotional nahe ist… Die Erinnerungen an Dinge, die emotional der Gegenwart ähnlich sind, nehmen quasi eine Abkürzung. (Benedict Wells, Vom Ende der Einsamkeit, 2018, S. 213 f.)

Kummer, Verzweiflung

Wenn mit der Zeit die geliehenen Gewänder nach und nach abgetragen sind, tritt eines Tages das wahre Wesen wieder hervor; und wer sich in jenes Blendwerk verliebt hatte, drückt nichts als den Aufputz gegen sein Herz, eine Erinnerung … Kummer, Verzweiflung. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 70)

Mit sich selbst nicht solidarisch

„Ich glaubte immer, dass das Schreiben für ihn mühelos wie das Atmen sei. Da hat er mich getäuscht. Als er mir von der Diagnose des Arztes berichtete, die ihm keine große Hoffnung mehr ließ, sagte er mir sehr eindringlich: ‚Ich fühlte eine ungeheure Erleichterung – du musst nie wieder schreiben.‘ Seine Gelassenheit, seine stoische Ruhe,…

Wissen

„Das weißt du nicht?“ fragte der Hundejüngling. „Ich kann nicht genau unterscheiden“, antwortete Jaakob, „was ich von mir aus weiß und was ich von dir erfahre.“ „Wüßtest du’s nicht“, gab jener zurück, „so könnte ich’s dir nicht sagen.“ (Thomas Mann, Joseph und seine Brüder I: Die Geschichten Jaakobs, S. 288 [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de…