Hochgesinnte Herzen

Bernard sollte an diesem Morgen die Erfahrung machen, daß es für Menschen mit hochgesinntem Herzen keine größere Freude gibt, als ihr Glück mit einem anderen zu teilen. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 333)

Innere Möglichkeiten

… die sogenannte „Prinzipientreue“ bewundere ich nur bei ganz wenigen Menschen; die meisten verdanken diese vermeintliche Charakterstärke einem eitlen Beharren und bezahlen dafür mit ihrer Natürlichkeit. Je vielfältiger der einzelne, je zahlreicher die Möglichkeiten, die er in sich birgt, desto größer ist seine Bereitschaft, sich zu verändern, desto weniger läßt er sich seine Zukunft von…

Mangel an Temperament

Seine Gefühle waren nie so heftig, daß er die Kontrolle über sie verlor. Manch einer beglückwünscht sich zu dieser Selbstbeherrschung, ohne sich eingestehen zu wollen, daß sie oft weniger auf Charakterstärke als auf einem Mangel an Temperament beruht. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 313)

Ungeklärte Situationen

Aber, mein Freund, Sie wissen doch, daß nichts geeigneter ist, ewig zu dauern, als ungeklärte Situationen. Nur Romanautoren suchen alles aufzulösen. Im Leben wird nichts gelöst; alles geht so weiter. Die Ungewißheit bleibt, und bis zum Schluß weiß man nicht, woran man sich halten soll; inzwischen aber geht das Leben weiter, immer weiter, gerade so,…

Mystische Erregung

„Sicherlich gibt es keine mystische Erregung, die nicht eine materielle Entsprechung hätte. Um Zeugnis abzulegen, kann der Geist die Materie nicht entbehren. Daher das Mysterium der Inkarnation.“ „Dafür kann die Materie den Geist um so leichter entbehren.“ (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 305)

Lyrische Erregung

… ich glaube gerne, daß man Künstler nur sein kann, wenn man die lyrische Erregung zu beherrschen vermag; doch um sie beherrschen zu können, ist es unerläßlich, sie erst einmal empfunden zu haben. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 305)

Was Freundschaft und Liebe unterscheidet

Ich glaube, das Besondere an der Liebe ist, daß sie nie gleichbleiben kann; daß sie wachsen muß, wenn sie nicht abnehmen soll, und daß sie sich dadurch von der Freundschaft unterscheidet. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 264)

Schreiben als Hindernis

Manchmal scheint es mir, als hindere einen das Schreiben am Leben… (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 263)

Vom Leben lernen

Er hat vieles zu früh gelesen, zuviel behalten und sehr viel mehr aus Büchern gelernt als aus dem Leben. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 215)

Keine Heilung

… wenn es krank sein heißt, Sie zu lieben, so möchte ich nie kuriert werden. (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 192)

Besinnungsaufsatz

… Besinnungsaufsätze… (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 189)

Bach langweilt

… die Musik sei eine mathematische Kunst, und überdies habe Bach, als er sich ausschließlich von abstrakten Zahlenverhältnissen leiten ließ, alles Pathos aber und alles Menschliche aus seiner Musik verbannte, ein Meisterwerk der Langeweile geschaffen… (André Gide, Die Falschmünzer, 1993, S. 185)