Das Gesamtwerk

Mein tägliches Notieren von neuen und seltsamen Worten aus meiner Umgebung machte zusammen mit dem Abschreiben von merkwürdigen oder gar schönen Stellen aus den Büchern ein unentwegt schreibendes Kind aus mir, das freilich keinen einzigen Satz aufschrieb, den es sich selbst ausgedacht hatte. Ich schrieb also ab, ich exzerpierte und ich kombinierte meine jeden Tag…

Kindheit in Trümmern

… der Garten war ohne Duft, der Wald lockte nicht, die Welt stand um mich her wie ein Ausverkauf alter Sachen, fad und reizlos, die Bücher waren Papier, die Musik war ein Geräusch. So fällt um einen herbstlichen Baum her das Laub, er fühlt es nicht, Regen rinnt an ihm herab, oder Sonne, oder Frost,…

Irrsinnig mit einem Autor befreundet

Was mich richtig umhaut, sind Bücher, bei denen man sich wünscht, wenn man es ganz ausgelesen hat, der Autor, der es geschrieben hat, wäre irrsinnig mit einem befreundet und man könnte ihn jederzeit, wenn man Lust hat, anrufen. (J. D. Salinger, Der Fänger im Roggen, 24. Aufl. 2024, S. 31)

Die Leerstellen der Bücher

Die Welt der Filme, Serien oder Animes war von vornherein so detailliert, dass es keine Leerstellen gab, die ich selbst füllen konnte. Die Geschichten auf dem Bildschirm präsentierten sich genauso, wie sie gefilmt oder gezeichnet waren… Bücher aber waren anders. Sie hatten viele Leerstellen. Leerstellen zwischen Wörtern, sogar zwischen den Zeilen. Ich konnte mich in…

So ist „Oppenheimer“ kein großer Film geworden

In einer Nachbemerkung seines Buches „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ schreibt Heinar Kipphardt, sein Geschäft sei die Bühne, nicht die Geschichtsschreibung, und versucht, Hegel zitierend, den „Kern und Sinn“ einer historischen Begebenheit aus den „umherspielenden Zufälligkeiten und gleichgültigem Beiwerke des Geschehens“ freizulegen; „die nur relativen Umstände und Charakterzüge abzustreifen und dafür solche an die Stelle zu setzen,…

Bildband und Gedichtband

Zitat des Tages: „Was mit viel Aufwand, Energie und einer ans Maßlose grenzenden Leidenschaft betrieben und beworben wird, … erweist sich bei genauerem Hinschauen als solch winzige Nische des Buchmarkts, dass sie bestenfalls vergleichbar ist mit jener der Lyrik.“

Lebendige Geschichte

Je und je kam etwas Derartiges …, daß aus den Büchern heraus irgendeine Gestalt oder ein Stück Geschichte gleichsam gierig hervorbrach, sich sehnend, noch einmal zu leben und seinen Blick in einem lebendigen Auge zu spiegeln. (Hermann Hesse, Unterm Rad, 57. Aufl. 2020. S. 94 f.)

Astrid Lindgren erfindet das Hörbuch

… dass man Märchen hören kann, ohne seine Nase in Bücher zu stecken, ohne herumzusitzen und blass zu werden, sondern dass man draußen in der frischen Luft sein kann und trotzdem so viele Märchen hört, wie man will. (Astrid Lindgren, Mio, mein Mio, 2007, S. 78)

Durch Mitleid wissend

Durch Mitleid wissend, es bedeutet tausendmal mehr Wissen, als durch Bücher wissend sein! (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, II Aus dem Nachlaß, 1987, S. 1045)

Schreiben: ein perpetuum mobile und mehr

Schreiben war mühselig, aber wie eine Schiffsreise: es erzeugte die Kräfte und Hoffnungen, die es erforderte, selbst, und sie reichten auch noch für das sonstige Leben. Wer ein Buch zu schreiben hatte, konnte nicht auf Dauer verzweifelt sein. (Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 269 f.)