Selbstverständlich macht der ärztliche Berufsstand von anderen keine Ausnahme darin, daß seine Angehörigen ihrer überwiegenden Mehrzahl nach gewöhnliche Hohlköpfe sind, bereit, zu sehen, was nicht da ist, und zu leugnen, was auf der Hand liegt. (Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 46 [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, 1985])
Monat: Februar 2025
Zweiklassenmedizin
Kennzeichnend für ihn [sc. den Arzt] war, daß er, wie ich aus eigenem Augenschein wußte, in seinem Wartezimmer nicht Ordnung und Reihenfolge hielt, sondern dem vermögenden und angesehenen Besucher vor dem länger wartenden schlichten ganz offenkundig den Vortritt ließ; wie er denn wohlsituierte und irgendwie einflußreiche Patienten mit übertriebener Besorgnis und Wehleidigkeit, arme und geringere…
Die plumpe Lebensklugheit untergeordneter Charaktere
… die plumpe Lebensklugheit, die ihm, wie so vielen untergeordneten Charakteren, eigentümlich war und in der seine ganze Tüchtigkeit beruhte. (Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 44 [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, 1985])
Gelehrsamkeit macht blind
… gerade der bedeutende Arzt, welcher der Wissenschaft mit Ernst und Geist um ihrer selbst willen und als Gelehrter dient, ist … am leichtesten zu täuschen. (Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 44 [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, 1985])
Körper und Seele
Aber der Körper ist zäh und stumpfsinnig dauerhaft, er hält aus, wenn die Seele sich längst nach Mitleid und milder Pflege sehnt… (Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 43 [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, 1985])
Wenn schon täuschen, dann aber richtig!
Nach meiner Theorie wird jede Täuschung, der keinerlei höhere Wahrheit zugrunde liegt und die nichts ist als bare Lüge, plump, unvollkommen und für den erstbesten durchschaubar sein. Nur der Betrug hat Aussicht auf Erfolg und lebensvolle Wirkung unter den Menschen, der den Namen des Betrugs nicht durchaus verdient, sondern nichts ist als die Ausstattung einer…
Lebensbedingung
Die Bedingung, unter der ich einzig zu leben vermag, ist Ungebundenheit des Geistes und der Phantasie… (Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 37 [Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Peter de Mendelssohn, 1985])
Talent und Gesellschaft
Aber so sind die Leute. Sie wollen wohl des Talents, welches doch an und für sich eine Sonderbarkeit ist. Aber die Sonderbarkeiten, die sonst noch damit verbunden – und vielleicht notwendig damit verbunden – sind, die wollen sie durchaus nicht und verweigern ihnen jedes Verständnis. (Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 26 [Frankfurter Ausgabe,…
Schreiben als Notwehr
Mein Schreiben und Arbeiten ist als eine Notwehr … entstanden. (Hanns-Josef Ortheil, Das Kind, das nicht fragte, 6. Aufl. 2014, S. 396)
Deutschlands kultiviertes Unwohlsein
Wenn ich … an Deutschland denke, sehe ich ein Land der Quiz- und Kochsendungen, der überdrehten, wichtigtuerisch vorgetragenen Wetterberichte und der sich täglich ins Kleinste verlaufenden politischen und ökonomischen Kommentare, die ein immerwährendes Unwohlsein verbreiten und dieses Unwohlsein kultivieren. (Hanns-Josef Ortheil, Das Kind, das nicht fragte, 6. Aufl. 2014, S. 331)
Das eingebrannte Zeichen des einzigen, winzigen Pfirsichs
… schon ein einziger, winziger Pfirsich, den ein älterer Bruder einmal langsam durchschnitten und geteilt hat, ohne ihn dann wirklich mit dem jüngeren Bruder zu teilen, kann ein Leben vergiftendes Zeichen sein, dass sich tief eingebrannt hat. Eingebrannte Details sind Zeichen, die man sich ein Leben lang merkt. In Momenten von Traurigkeit treten sie geradezu inflationär auf…
Das erotische Moment der Lehre
… so manches zeigen und dabei genießen zu dürfen, wie ein junger Mensch die großen Lebensthemen zum ersten Mal erkennt und begreift. (Hanns-Josef Ortheil, Das Kind, das nicht fragte, 6. Aufl. 2014, S. 303)