Hypersensibilität

Er kam nie zu dem, was er wollte, weil er so viel empfand. (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, I Erstes und Zweites Buch, 1987, S. 116)

Grabhaft gesunde Seele

Und gibt es nicht Wasserfreunde und Naturheilapostel, deren Seele so etwas eigenartig grabhaft Gesundes hat? (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, I Erstes und Zweites Buch, 1987, S. 113)

Mit inniger Kenntnis misstrauen

Wir sind eben Jugendfreunde… gewesen, als wir uns schon in dem unverkennbaren Verhältnis einer ausgehenden Jugendfreundschaft befanden. Wir haben uns vor unzählig vielen Jahren gegenseitig bewundert, und jetzt mißtrauen wir einander mit inniger Kenntnis. Jeder möchte sich von dem peinlichen Eindruck befreien, daß er den anderen einst mit sich selbst verwechselt hat… (Robert Musil, Der Mann…

Eine Hoffnung geblieben

… er war das geblieben, was man eine Hoffnung nennt, …, das sind jene Menschen, die sich einbilden, man dürfe seine ganze Kraft der Sache widmen, statt einen großen Teil von ihr auf das äußere Vorwärtskommen zu verwenden; sie vergessen, daß die Leistung des Einzelnen gering, das Vorwärtskommen dagegen ein Wunsch aller ist, und vernachlässigen…

Bewunderung nur für ältere Gelehrte

… selbst im Reiche der Wahrheit hegt man Bewunderung nur für ältere Gelehrte, von denen es abhängt, ob man die Habilitation und Professur erreicht oder nicht. (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, I Erstes und Zweites Buch, 1987, S. 44)

Dieses lausige Gefühl tierischer Arbeitsamkeit

Man hat Wirklichkeit gewonnen und Traum verloren. Man liegt nicht mehr unter einem Baum und guckt zwischen der großen und der zweiten Zehe hindurch in den Himmel, sondern man schafft… Genauso ist es, wie wenn die alte untüchtige Menschheit auf einem Ameisenhaufen eingeschlafen wäre, und als die neue erwachte, waren ihr die Ameisen ins Blut…

Kein kleines Glück

Es bedeutet also kein gar kleines Glück, wenn man darauf kommt, …, daß der Mensch in allem, was ihm für das Höhere gilt, sich weit altmodischer benimmt, als es seine Maschinen sind. (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, I Erstes und Zweites Buch, 1987, S. 37)

Anlehnung durch Ablehnung

Es ist ein Grundzug der Kultur, daß der Mensch dem außerhalb seines eigenen Kreises lebenden Menschen aufs tiefste mißtraut… Schließlich besteht ja das Ding nur durch seine Grenzen und damit durch einen gewissermaßen feindseligen Akt gegen seine Umgebung; … darum ist es nicht von der Hand zu weisen, daß die tiefste Anlehnung des Menschen an…

Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben

Es muß der Mensch in seinen Möglichkeiten, Plänen und Gefühlen zuerst durch Vorurteile, Überlieferungen, Schwierigkeiten und Beschränkungen jeder Art eingeengt werden wie ein Narr in seiner Zwangsjacke, und erst dann hat, was er hervorzubringen vermag, vielleicht Wert, Gewachsenheit und Bestand… (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, I Erstes und Zweites Buch, 1987, S. 20)

Der Kompass der Aristokraten

Aristokraten leben nicht in Traditionen, sondern nach der jeweiligen Strömung. (Gilbert Keith Chesterton, Der Hammer Gottes, in: Die besten Pater-Brown-Geschichten, 2021 [die damalige Ausgabe habe ich nicht mehr], S. 148 ff. [148])

Ruf durch Tugend?

Nur selten wird ein Ruf durch makellose Tugend erworben. (Gilbert Keith Chesterton, Die Sünden des Prinzen Saradin, in: Die besten Pater-Brown-Geschichten, 2021 [die damalige Ausgabe habe ich nicht mehr], S. 123 ff. [132])